
campus a: Sie feiern bald einen runden Geburtstag. Wie fühlt es sich an, wenn vorne plötzlich eine Sechs steht?
Christina Lugner: Ganz ehrlich? Nicht besonders gut. Ich bin zum Glück eine Meisterin im Verdrängen.
campus a: Was haben Sie in den vergangenen Jahren über das Älterwerden gelernt?
Christina Lugner: Ich bin mit Sicherheit gelassener geworden. Früher wollte ich Probleme mit dem Kopf durch die Wand lösen. Ich habe erkannt, dass ich keine Energie in Dinge stecken sollte, die sich ohnehin nicht ändern lassen. Probleme brauchen Lösungen, keine Panik. Früher war ich ein Hitzkopf, impulsiv, ungeduldig, wollte alles sofort. Heute weiß ich, dass manche Kämpfe unnötig sind. Ich wäre gern noch einmal zwanzig, aber mit dem Wissen von heute. Für mich waren fünfzigjährige früher uralt, und jetzt bin ich selbst fast sechzig. Innerlich bin ich immer noch ein Kind.
campus a: Welche drei Tipps würden Sie Ihrem zwanzigjährigen Ich geben?
Christina Lugner: Alle Entscheidungen, die ich damals getroffen habe, waren in dem Moment richtig, sonst hätte ich sie nicht getroffen. Ich glaube außerdem daran, dass uns etwas Höheres, Gott oder das Universum, begleitet. Das hat mich oft vor Fehlentscheidungen bewahrt, wofür ich heute dankbar bin. Wir brauchen Tiefpunkte, um die Höhen im Leben wirklich zu schätzen, das habe ich gelernt. Würde immer alles glattlaufen, wüssten wir das Schöne vielleicht nicht zu würdigen.
campus a: Was war einer dieser Tiefpunkte?
Christina Lugner: Die Diagnose Brustkrebs 2008. Dieses eine Wort „Krebs“ hat mir damals den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich wusste nicht, mit wem ich darüber sprechen sollte. Ich wollte weder meine Tochter noch meine Mutter belasten. Aber gerade dann ist es wichtig, zu reden. Ich hätte nie damit gerechnet.
campus a: Sie haben den Brustkrebs gut überstanden.
Christina Lugner: Auch deshalb, weil ich gesund lebe und schon immer gesund gelebt habe.
campus a: Was bedeutet „gesund leben“?
Meine einzige Schwäche ist Zucker, aber ich versuche, Schokolade erst am Abend zu essen. Dazu kommt regelmäßiges Heilfasten. Das verändert sowohl körperlich als auch mental viel. Die Zellen gehen dabei in die sogenannte Autophagie. Der Körper baut beschädigte Zellen ab und scheidet sie aus. Mit Kältekammern oder Eisbädern geht das auch. Nach einer Heilfastenkur brauche ich oft wochenlang weder Alkohol noch Zucker, als hätte ich mich neu justiert. Bewegung, mentale Stärke und Ästhetik sind für mich die wichtigsten Säulen, um mit Tiefschlägen umzugehen und mein Leben aktiv zu gestalten.
campus a: Würden Sie Richard Lugner mit dem Wissen von heute noch einmal heiraten?
Christina Lugner: Absolut. Alles, was ich in meinem Leben gemacht habe, war in dem Moment die beste Entscheidung, sonst hätte ich es nicht getan. Als Richard und ich uns 1990 kennenlernten, hatten wir einfach unglaublich viel Spaß. Er war ein echter Lausbub, wir haben viel gelacht und das Leben genossen. Wir waren 17 Jahre verheiratet und 18 Jahre zusammen, das ist eine lange Zeit.
campus a: Wie hat sich Ihr Leben seit seinem Tod verändert?
Christina Lugner: Ich war gerade in Italien, als mich morgens die Nachricht erreicht hat. Zuerst dachte ich, wenn ich das Handy einfach wieder abdrehe, ist es vielleicht nicht passiert, völlig absurd, aber so fühlt sich ein Schock an. Freunde haben mich sofort nach Wien gebracht, weil ich nicht in der Lage war zu fahren. Es war eine sehr schwere Zeit, auch für meine Tochter, für die ich da sein musste. Heuer feiere ich meinen Geburtstag das erste Mal ohne Richard. Wir haben immer gemeinsam die Torte angeschnitten. Richard war mein Lebensmensch, ich vermisse ihn wirklich sehr.
campus a: Waren Sie emotional schon über ihn hinweg, als Sie die Scheidung eingereicht haben?
Christina Lugner: Nach 18 gemeinsamen Jahren, war es nicht leicht. Aber irgendwann musste ich die Reißleine ziehen, sonst hätte ich mich selbst verloren. Also habe ich die Scheidung eingereicht. Ich bin bei der Verhandlung vor der Richterin in Tränen ausgebrochen, so sehr, dass sie mich gefragt hat, ob ich zur Scheidung gezwungen werde. Er hat danach fast ein Jahr gebraucht, um wieder mit mir sprechen zu können. Die Trennung hat ihn sehr getroffen.
campus a: Hatten Sie danach wieder einen engen Kontakt?
Christina Lugner: Nach der Scheidung habe ich mich stark verändert. Früher hat Richard viel für uns beide entschieden, plötzlich war ich komplett selbst verantwortlich, und das war richtig so. Doch nach einer Weile war das Verhältnis wieder gut, eine richtige Freundschaft. Auch wenn er nie aufgehört hat, mit mir zu flirten, das gehörte für ihn einfach dazu. Wir haben jeden Tag lange telefoniert. Er war ein richtiger Lästerer, er hat es geliebt, sich über andere auszulassen. Es war immer lustig mit ihm. Gleichzeitig hat er mich aber auch täglich kritisiert. Jeden Tag hat er mir gesagt, was ich falsch mache, was ich besser machen sollte. Ich habe auch sehr viel von ihm gelernt.
campus a: Es gibt viele Gerüchte über Ihr Liebesleben. Was ist da los?
Christina Lugner: Leider ist es so: Sobald ich mit einem Mann irgendwo auftauche, gilt er automatisch als mein neuer Freund. In diesem Fall hat ein Restaurantbesitzer die Situation genutzt, um für sich Werbung zu machen.
campus a: Auszugehen ist da wahrscheinlich schwer.
Christina Lugner: Das ist mühsam. Ich bin offen für eine neue Beziehung, aber wo kennenlernen? Auf Dating-Plattformen? Das ist nichts für mich. Das würde sich sofort herumsprechen. Ich müsste jemanden zufällig treffen, im Freundeskreis oder bei Veranstaltungen. Wien ist eben klein.
campus a: Prominent und Liebesleben scheinen nicht richtig zusammenzupassen.
Christina Lugner: In einer Beziehung bist du als bekannte Frau oft so präsent, dass dein Partner automatisch in den Hintergrund rückt. Ich hatte vergangenes Jahr eine kurze Partnerschaft, und er war dann halt der Mann neben Mausi. Das muss ein Mann erst aushalten. Da geht es um das Ego. Deshalb würde ich Beziehungen lieber aus der Öffentlichkeit raushalten. Auch weil die Medien gerne versuchen, Paare gegeneinander auszuspielen.
campus a: Hat Sie das in der Vergangenheit schon Beziehungen gekostet?
Christina Lugner: Definitiv. Meine Beziehung mit dem damaligen Liqui Moly-Besitzer ist daran gescheitert. (Liqui Moly ist ein deutsches Unternehmen, welches Motorenöle herstellt). Er war es nicht gewohnt, die zweite Geige zu spielen.
campus a: Haben jüngere Männer Chancen bei Ihnen?
Christina Lugner: Ein jüngerer Mann kommt für mich nicht in Frage, gleichaltrig auch nicht. Ich bevorzuge ältere Männer. Das liegt sicher auch an meiner Prägung, mein Vater war viel älter als meine Mutter. Richard war 34 Jahre älter als ich, aber das war nie ein Problem. Er war jung geblieben im Kopf.
campus a: Wie haben Ihre Eltern damals reagiert?
Christina Lugner: Anfangs wussten sie nicht, wer Richard war, nur dass ich jemanden vom Bau kennengelernt habe, der in einem Arbeiterbezirk wohnt. Später haben sie erfahren, wer er ist, aber das war nie ein großes Thema.
campus a: Haben Sie Erwartungen an einen Mann, was den Status oder das Vermögen betrifft?
Christina Lugner: Es muss schon einer sein, der mit meinem Lebensstandard mithalten kann. Zum Beispiel haben meine engsten Freunde für meinen Geburtstag am 2. Juni eine Reise nach Monaco organisiert. Ich finde es einfach schön, solche Freunde zu haben. Wenn ein Mann in mein Leben tritt, dann muss er sich das leisten können.
campus a: Was macht einen Mann für Sie interessant?
Christina Lugner: Humor, unbedingt. Vielleicht ist er sogar Mathematiker, ich bin nämlich unberechenbar (lacht). Ich nehme mich nicht zu wichtig. Männer, die zu ernst sind oder sich selbst zu wichtig nehmen, sind nichts für mich. Ich brauche jemanden, mit dem ich lachen, reisen und neugierig auf Neues sein kann. Sex darf in einer Beziehung nicht zu kurz kommen, er muss einfach stimmen. Angeblich ist es schon nach dem Bruchteil einer Sekunde klar, ob jemandem passt.
campus a: Wie würden Sie reagieren, wenn Ihre Tochter jemanden hätte, der ihr Vater sein könnte?
Christina Lugner: Meine Tochter hat einen wunderbaren Partner, Leo. Ich bin froh, dass die beiden sich gefunden haben. Man sagt ja, Töchter heiraten oft Männer, die ihren Vätern ähneln. Leo wirkt jedenfalls älter als er ist. Er ist klug, ein stattlicher Mann mit Verstand.
„Wenn ich keine Öffentlichkeit mehr wollen würde, könnte ich mich jederzeit zurückziehen“, glaubt Lugner. (Foto: Amin Zaaou)
campus a: Wünschen Sie sich manchmal ein „normales“ Leben, ohne all die Öffentlichkeit?
Christina Lugner: Ich liebe mein Leben, wie es ist. Es ist spannend, abwechslungsreich und ich habe es selbst gewählt. Wenn ich keine Öffentlichkeit mehr wollen würde, könnte ich mich jederzeit zurückziehen.
campus a: Wie feiern Sie Ihren Geburtstag?
Christina Lugner: Ich feiere am 10. Juni im Strandcafé an der Alten Donau. Dieses Jahr werden es etwa 150 Gäste sein. Ich freue mich drauf, ich hoffe nur auf gutes Wetter. Zuletzt hatte ich immer Glück, nur vergangenes Jahr mussten wir zum ersten Mal wegen dem Regen rein.
campus a: Kommen jedes Jahr dieselben Gäste?
Christina Lugner: Es ist ein bunter Mix. Je älter ich werde, desto mehr Mediziner, Fahrradfahrer, Juristen und vor allem Strafverteidiger tauchen auf. Der Kreis entwickelt sich einfach mit.
campus a: Sie sind oft in Teneriffa.
Christina Lugner: Ich habe auch dort einen großen Freundeskreis, darunter viele Spanier.
campus a: Wie war es, als Sie zuletzt nach vier Monaten zurück nach Wien gekommen sind?
Christina Lugner: Da bin ich direkt zu meinem Beauty-Doc, dem Arthur Worseg, für ein Notprogramm. Ohne viel Getratsche dauert das nicht lang. Botox, zwei Fäden ziehen und fertig. Das brauche ich einfach. Ich hatte früher richtige Krähenfüße, das wollte ich nicht mehr. Gerade an den Händen und am Hals zeigt sich das Alter. Ich schwöre auch auf das Vampir-Lifting für Gesicht, Hals, Dekolleté und Hände. Es ist schmerzhaft, daher mache ich es im Dämmerschlaf, aber effektiv. Blut wird aufbereitet und mit Wirkstoffen wieder eingespritzt.
campus a: Seit wann machen Sie Beauty-Behandlungen?
Christina Lugner: Angefangen hat das alles in den 90ern, als ich Arthur Worseg kennengelernt habe. Ich war damals kurzsichtig und wollte keine Brille tragen. „Du kommst zu mir, schlimmer geht’s nicht!“, sagte er, nachdem er mich betrachtet hatte. Ich ließ auf seinen Rat hin meine Augen lasern und seither sehe ich wie ein Adler. Es folgten kleine Unterspritzungen. Das ist für mich das Wichtigste: früh anfangen, damit sich Falten gar nicht erst eingraben.
campus a: Gibt’s in diesem Bereich etwas, was für Sie nicht infrage kommt?
Christina Lugner: Ich habe größten Respekt vor allem, was mit Schneiden zu tun hat. Ich habe mir zwar die Brust machen lassen, weil ich früher recht androgyn war, keine Brust, kein Hintern das hat mich gestört. Seitdem Arthur das gemacht hat, fühle ich mich weiblicher.
campus a: Würden Sie sich als Perfektionistin bezeichnen?
Christina Lugner: In gewisser Weise schon. Ich gehe nicht ungeschminkt zu Terminen, es könnte ja immer etwas sein. Heute bin ich den ganzen Tag unterwegs, da will ich mich wohlfühlen. Aber ich bin eine unkomplizierte Perfektionistin: Ich ziehe mich zum Beispiel ohne Probleme im Auto um. Letztens war ich erst beim Ball in der Hofburg, und danach bei einer Boxveranstaltung. Ich habe mich einfach im Auto umgezogen, obwohl ringsum Touristen standen.
campus a: Wie möchten Sie sich weiterentwickeln?
Christina Lugner: Weiterentwicklung ist für mich ein zentraler Lebensaspekt, körperlich, mental und seelisch. Ich arbeite daran, meine persönlichen Säulen im Gleichgewicht zu halten: Bewegung, mentale Stärke und Ästhetik. Ich finde es wahnsinnig wichtig, das innere Kind zu bewahren. Jeder von uns trägt es in sich mit all seinen Verletzungen. Psychologen sagen oft, viele unserer Probleme stammen aus der Kindheit und Schuld sind dann meistens die Eltern. Das Verzeihen ist für mich ein großes Kapitel. Wenn die Seele einmal verletzt ist, ist das ein wichtiger Schritt. Mittlerweise bin ich im Verzeihen richtig gut. Das habe ich über die Jahre gelernt, früher konnte ich das nicht. Ich habe bemerkt, dass ich ohnehin schon so viele Bekannte und Freunde verloren habe. Nur mit einem Sturkopf durchs Leben zu gehen, bringt nichts. Genau darin liegt für mich auch persönliche Weiterentwicklung.
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