
Das ganze Land büßt für die Faulheit der Generation Z, allen zwischen 1995 und 2010 Geborenen. Ihr Müßiggang schrumpft die Wirtschaft und ist für den Fachkräftemangel verantwortlich. Ganz abgesehen davon, dass sie dummes Zeug studiert oder gelernt hat, das sie vielleicht interessiert, volkswirtschaftlich aber belanglos ist.
Aus schierem Mangel an Nachwuchs würden sie Arbeitgeber dennoch mit Handkuss empfangen, aber sie geben sich lieber dem süßen Nichtstun hin. Die wenigen unter ihnen, die sich Arbeit noch antun, sind womöglich sogar das größere Problem. Denn mit ihren Forderungen nach Work Life Balance und bezahlten Überstunden zersetzen sie die Wirtschaftskraft von innen und ruinieren die Arbeitsmoral aller anderen.
Vor zehn Jahren waren noch die „Millennials“, die Jahrgänge von 1980 bis 1995, das bevorzugte Hassobjekt auf Stammtischen und in Kommentarspalten. Ihre Generation trug das Image von Faulheit und Narzissmus schlechthin, und die nächste junge Generation wird es verlässlich wieder tun. Denn die Klage über die faule Jugend tönt durch alle Epochen. Die ältesten Belege dafür reichen 5.000 Jahre zurück. „Die Jugend achtet das Alter nicht mehr, zeigt bewusst ein ungepflegtes Aussehen, sinnt auf Umsturz, zeigt keine Lernbereitschaft und ist ablehnend gegen übernommene Werte“, lautet beispielsweise die oft zitierte Inschrift einer sumerischen Tontafel.
Wäre die Jugend immer so schlecht wie ihr Ruf gewesen, wäre dann das Ende der Zivilisation nicht schon vor einigen tausend Jahren eingetreten? Die Ergebnisse der Ö3-Jugendstudie im vergangenen April zeichnen überdies ein anderes Bild. Rund 80 Prozent der Befragten gaben an, Vollzeit arbeiten zu wollen.
Die Kritik an der Jugend lebt von Neid und von der Illusion der eigenen Überlegenheit jener, deren Zeit schon abläuft. Es ist eine zutiefst menschliche Tendenz, auf all jene herabzublicken, die nach einem kommen. Ein Mindestmaß an Empathie würde den Empörten schon helfen, um zu erkennen, dass sie selbst einmal jung waren. Einst waren sie es, die als verweichlicht und unbrauchbar galten. Eigentlich müssten sie Verständnis haben.
Zudem lenken die Vorwürfe von Faulheit von den wahren Problemen ab. So wie andere Industrienationen überaltert auch Österreich. Die geburtenstarken Jahrgänge von der Mitte der 50er- bis zum Ende der 60iger-Jahre verlassen schrittweise den Arbeitsmarkt. Die nachrückenden Generationen sind zahlenmäßig schwach. Der Sozialstaat gerät unter Druck und das System droht zu kippen. Es gibt zu wenig Junge, die zu viele Alte mitfinanzieren müssen. Sich angesichts dieses Ungleichgewichts auf die Faulheit der Jugend auszureden, vernichtet jede Chance einer konstruktiven Debatte.
Die Jugend könnte sich gleichermaßen über die Verantwortungslosigkeit der Alten beschweren. Statt für die wirtschaftliche Zukunft zu sorgen und genügend Kinder zu zeugen, priorisierten viele der narzisstischen Babyboomer lieber ihr eigenes Vergnügen und ihre eigene Karriere.
Genauso waren die Folgen des Klimawandels schon in den 80er-Jahren absehbar. Statt für die Zukunft des Planeten und der eigenen Kinder zu kämpfen, entschied sich die Mehrheit stattdessen für den Luxus der Ignoranz. Sie hatten Zeit genug, um die heutigen Katastrophen abzuwenden, entschieden sich aber dagegen. Wer ist nun fauler, Alt oder Jung? Fest steht: Die Alten bestimmen. Sie bilden die Mehrheit und die Politik muss sich an ihnen orientieren. Kein Wunder, dass sich die Jugend da lieber aus dem soziokulturellen Gefüge verabschiedet.
Vorwürfe lassen sich in beide Richtungen konstruieren, helfen aber dennoch niemandem. Es braucht eine Begegnung auf Augenhöhe. Die Alten müssen sich an ihre Jugend zurückerinnern und die Jungen müssen genauso verstehen, dass auch sie einmal älter werden.
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