Die ersten Symptome treten erst Jahre nach Ausbruch der Nervenkrankheit Multiple Sklerose (MS) auf. Ein Forschungsteam der MedUni Wien hat nun einen Bluttest entwickelt, der als vielversprechendes Werkzeug bei der Früherkennung gefährdeter Menschen gilt und das bereits vor dem Auftreten der ersten Symptome.
„Es wäre möglich, diese Personen so früh zu untersuchen und zu behandeln, dass der Ausbruch der MS verzögert oder vielleicht sogar verhindert werden kann“, sagt Co-Studienleiter Paulus Rommer. Für die Studie werteten die Wissenschaftler Blutproben von mehr als 700 MS-Patienten und mehr als 5000 Kontrollpersonen aus. Bei einem Teil der Gruppe ließ sich der Zeitpunkt der EBV-Erstinfektion exakt bestimmen. Dabei zeigte sich: Wer dauerhaft einen hohen Antikörperspiegel hatte, entwickelte schneller MS.
Der Test misst, ob Antikörper gegen ein Protein des weit verbreiteten Epstein-Barr-Virus (EBV) vorhanden sind. Das Virus gilt als zentraler Auslöser von MS. Beim Großteil der Fälle ist eine EBV-Infektion nachweisbar. Die Ergebnisse veröffentlichte das Forscherteam im Fachjournal Nature Communications.
MS ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems. Weltweit sind etwa 2,8 Millionen Menschen betroffen. Die Krankheit entsteht in Zusammenhang mit immunologischen Prozessen. „Unsere Studie zeigt, dass eine sehr frühe Phase der MS-Krankheitsentwicklung lange vor Auftreten von ersten Symptomen bereits immunologisch erkennbar ist“, sagt Studienleiterin Elisabeth Puchhammer-Stöckl.
„Unsere Untersuchungen zeigen, dass Personen, bei denen diese Antikörper an mindestens zwei Messzeitpunkten nachweisbar sind, mit hoher Wahrscheinlichkeit in den Folgejahren eine MS entwickeln“, sagt einer der Studienautoren Hannes Vietzen. Konkret richten sich die Antikörper gegen einen Abschnitt eines Proteins. Sie lassen sich bereits drei Jahre nach einer Infektion identifizieren. Andere MS-Vorboten zeigen sich erst später. Sie machen etwa Nervenschäden sichtbar.
Thomas Berger, Leiter der Universitätsklinik für Neurologie, zeigt sich zuversichtlich: „Aufgrund unserer Ergebnisse stellen wir ein Screening von Bevölkerungsgruppen mit erhöhtem MS-Risiko, etwa nach durchgemachtem Pfeiffer’schen Drüsenfieber, zur Diskussion.“ Bevor der Test in die klinische Phase kommt, sind aber noch weitere Studien notwendig.
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