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Warum BYD-Fahrer sich selbst schaden

Stolz auf den neuen China-Einkauf? Geld gespart und etwas für die globale Marktwirtschaft getan? Wer so denkt, übersieht das Wesentliche. China unterwandert mit subventionierten Preisen nicht nur die europäische Automobilindustrie sondern die liberale Demokratie.
Paul Schneider  •  21. Juli 2025 Volontär    Sterne  162
China-Autos gegen VW oder Renault: unfair wie ein Radrennen mit Beteiligung von Elektrorädern. (Foto: Shutterstock)
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Sie sitzen in BYDs, MGs oder Nios und sind stolz darauf, billig zu fahren und den richtigen geopolitischen Weitblick zu haben: Ach wie wichtig ist doch der globale Handel und wie borniert sind diese peinlichen Boykottierer. So richtig nachzudenken scheint aber keiner dieser Konsumenten. Sonst würden sie verstehen, wie die damit an dem Ast sägen, auf dem sie selbst sitzen.

Mehr als ein Kollateralschaden

Mit subventionierten Autopreisen unterwandert China gezielt die europäische Automobilindustrie zu Gunsten ihrer eigenen. Es ist, als würden bei einem Radrennen Fahrer mit Elektrobikes gegen solche mit normalen Rädern antreten. Die mit den E-Bikes gewinnen, die anderen verlieren. Zwangsläufig.

China-Kunden kaufen die europäischen Produkte nicht mehr oder viel weniger davon. Dass dabei in Deutschland, Österreich oder Frankreich hunderttausende Arbeitsplätze verschwinden, in ganz Europa der Wohlstand sinkt und die Volkswirtschaften schrumpfen, ist für China mehr als ein Kollateralschaden. Es ist willkommen. Denn in der Denke einer Diktatur stellt eine starke Demokratie immer eine philosophische und politische Gefahr dar. Ein schwaches Europa ist der chinesischen Führung lieber als ein starkes, und wenn dieses Ziel mit einem so einfachen Trick zu erreichen ist, warum nicht?

Von Gier geblendet

Hier könnte sich der Gedanke aufdrängen, wer trotzdem chinesische Produkte, zumal Autos, kauft, sei entweder von Gier geblendet oder zu kurzsichtig, um simple Mechanismen einer durchaus erstrebenswerten globalisierten Marktwirtschaft zu verstehen. Denn die funktioniert, genau wie ein Radrennen, nur bei gleichen Chancen für alle.

Wer reflektiert chinesische Autos kauft, wendet die richtigen Argumente für eine globale Marktwirtschaft als eine der großen Voraussetzungen für internationalen Frieden und Zusammenarbeit auf falsche Weise, in der falschen Sache und zum falschen Zeitpunkt an.

Konsumentenboykotte haben dabei einen unverdient schlechten Ruf. Würden viele Konsumenten verstehen, was sie da tun, würde bald auch die Politik handeln. Und warum eigentlich kaufen alle lieber Tomaten vom Bauern in der Nähe, obwohl es dafür keine rationalen Argumente gibt (mit dem Auto dort vorbeizufahren treibt den ökologischen Fußabdruck des Einkaufs in astronomische Höhen und gesünder ist etwas auch nicht, bloß weil es um die Ecke wächst), Autos aber statt aus Wolfsburg lieber aus Xi’an oder Shenzhen? Wo bleiben da Gemeinschaftsinstinkte, Loyalität gegenüber der EU, pragmatische Überlegungen hinsichtlich der eigenen langfristigen Vorteile und die Scham, das alles für Schnäppchenpreise zu ignorieren?

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