Angesichts der dramatisch großen Unterschiede an Langlebigkeit / Kurzlebigkeit nach Berufen sowie Einkommens- und vor allem Bildungsschichten ist diese Forderung selbstverständlich auch in Österreich und überall in Europa und weltweit „denkbar“ – und durchwegs auch vernünftig, rational begründbar. Diese Debatte wird daher auch seit Jahren in akademischen und politischen Zirkeln lebhaft geführt, es sollte aber zu denken geben, dass sie bisher keinerlei entsprechende Reformen ausgelöst hat – und zwar nirgendwo.
Könnte es nämlich sein, dass wir die grundlegende Logik jedes Umlageverfahrens als vielleicht unerwünschte aber auch unvermeidliche Umverteilung von kurz- zu langlebigen Personen auf den zweiten Blick doch als weniger “unfair und ungerecht“ empfinden würden, wenn dann andernfalls Frauen jahrelang länger als Männer im Erwerbsleben verbleiben müssten (wie es etwa Expertinnen rechter Republikaner in den USA wie die langjährige Lead Economist der Weltbank, Estelle James, bereits vorschlugen), weisse Männer und Frauen länger arbeiten müssten als schwarze, Gebildete aller Ethnien länger als Ungebildete, Einheimische länger als zugezogene Immigranten usw. usf.?? Könnte es sein, dass nicht nur arbeits- und berufsbedingte Lebensverlängerung und Lebensverkürzung (abgesehen von Extremkonstellationen) empirisch sehr viel schwerer nachweisbar ist als gedacht, sondern auch die Komplexität von Fairness und Gerechtigkeit als Leitprinzipien der Pensionspolitik weit höher als bisher angenommen – und einfache Rezepte daher kaum funktionieren, so wünschenswerte sie auf den ersten Blick erscheinen?
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