Vergangenes Jahr standen Gourmets Schlange, um eine Tafel der beliebten Dubai-Schokolade zu ergattern. Die mit Pistaziencreme und Engelshaar gefüllte Süßware hat inzwischen in den sozialen Netzwerken an Bedeutung und Aufmerksamkeit verloren. In Confiserien, Supermärkten und Konditoreien ist Dubaischokolade allerdings weiterhin ein Verkaufsschlager. Haben TikTok und Instagram die Welt verändert, zumindest die der Süßwarenindustrie?
Laut Matthias Goldbeck, Sprecher des Schweizer Edelschokoladenhändlers Läderach habe sich die Dubai-Linie inzwischen zu einer verlässlichen Größe im Sortiment entwickelt: „Nachdem wir im Dezember 2024 mit der FrischSchoggi Dubai Milch gestartet sind, haben wir unser Dubai-Sortiment dieses Jahr sogar erweitert. Im Juni mit der FrischSchoggi Dubai Dunkel und im August mit Dubai Pralinés (Milch und Dunkel), die es vorverpackt in drei verschiedenen Ausführungen gibt.“ Er sehe eine stabile Nachfrage der Dubaiprodukte in Österreich, die sich sogar konstant in den Top fünf der „FrischSchoggi Varianten“ halte. Das Interesse der Kunden an weiteren Dubai Varianten sei ungebrochen.
Das bestätigt Udo Kaubek, Pressesprecher des Luxus-Supermarktes Meinl am Graben in Wien. Die Dubai-Schokolade sei bis heute Teil des Sortiments und das sogar in verschiedenen Sorten. Die Kunden seien weiterhin an unterschiedlichen Dubai-Produkten interessiert. Am Verkaufspreis hat sich laut Kaubek im vergangenen Jahr nichts verändert. „Wir gehen aber davon aus, dass dies in der nächsten Zeit passieren wird“, erklärt Kaubek. Solange die Nachfrage ungebrochen sei, will er die Dubai-Produkte auf jeden Fall weiterführen, „einmal sicher über Weihnachten hinaus“.
Auch die Confiserie Heindl in Wien will laut einer Sprecherin die Dubai Kreationen langfristig in ihre Produktlinie aufnehmen: „Die Nachfrage ist ungebrochen, wir führen die beiden „Pischinger Törtchen“ in Vollmilch- bzw. Edelbitter-Schokolade und haben letzte Woche die neuen „Pischinger Dubai Style Nüsse“ präsentiert.“ Die Schokolade verkaufe sich noch gleich gut wie im Vorjahr, weshalb Heindl nun sogar in neue Dubai-inspirierte Produkte investiere.
Die Rewe Group sehe bei Billa zwar einen leichten Rückgang des Trends, doch die Dubai-Schokolade Klassik, sowie die Vollmilch-Pistazien und Nougat Varianten sei bei Kunden noch immer beliebt. Billa will die Produkte auch definitiv in Zukunft anbieten: „Auf Grund der großen Beliebtheit haben wir das Sortiment dazu erweitert und bieten nun auch Dubai Krapfen, Dubai Schnitten sowie Dubai New York Rolls an und auch diese bleiben nach wie vor im Sortiment.“ Ende Oktober soll sogar eine Dubai-Brownieschnitte als Neuheit in den Regalen erscheinen.
In einer Presseaussendung Oktober des vergangenen Jahres bewirbt Billa noch ein Preis von 4,99 Euro für 130 Gramm, auf Anfrage heißt es: „Der Preis hat sich nicht verändert, die Dubai-Schokolade wird bei uns durchgehend um 4,99 Euro pro 100 Gramm angeboten“ doch faktisch entspricht das einer stillen Preiserhöhung durch geringeren Inhalt.
Während die „Dubai Style Chocolade“ von Lindt & Sprüngli sich mit knapp zehn Euro pro 150 Gramm Tafel als Luxusprodukt profiliert, setzt Billa zwar nicht auf künstliche Verknappung, bei der Shrinkflation scheint der Konzern aber auch nicht ausgesetzt zu haben.
Bei Läderach kosten hundert Gramm Dubaischokolade 8,90 Euro und bildet somit die größere Ausnahme im Vergleich zu anderen Anbietern, die den Preis gern verdoppeln, sobald das Wort „Dubai“ auf der Verpackung steht. Bei der Confiserie Heindl erhalten Kunden die „Dubainüsse“ für 7,90 Euro pro sieben Stück.
Während viele vergangenen Herbst jeden Cent zweimal umdrehten, standen sie dennoch stundenlang Schlange und zahlten mitunter 15 Euro für die Pistaziencreme-Mischung. Für Premiumprodukte, die zumindest den Anschein von Luxus und Wohlstand vermitteln, sind Käufer offenbar bereit, deutlich tiefer in die Tasche zu greifen. Wieso aber hält der Hype um die Dubaischokolade so lang an und scheint sich auch langfristig als Kundenliebling durchzusetzen?
Katharina Auer-Zotlöterer, Expertin auf dem Gebiet des Konsumsverhaltens am Institut für Marketing an der Universität Wien für Wirtschaftswissenschaften erklärt sich das so: „Die besondere Art der Füllung („Engelshaar“), die anderen stark „orientalisch“ konnotierten Zutaten (Pistazien, Tahin etc.) und die klare, kulturelle Zuordnung („Dubai“ im Namen stellt direkt den Bezug her) vermitteln ein ganz spezifisches, positiv besetztes Erlebnis.“ Das Produkt sei neuartig und unterscheide sich von klassisch gefüllten Schokoladen, da die Bestandteile mit ihren exotischen Kompositionen und gold-grünen Gestaltung Luxusassoziationen bei Kunden erwecken.
Die Hochphase des Trends in den Jahren 2023 und 2024 fiel in eine Zeit wirtschaftlicher und geopolitischer Unsicherheiten und in die Nachwirkungen der Corona-Pandemie. „Das Bedürfnis nach Selbstbelohnung war durch den „kleinen Luxus zwischendurch“ wohl besonders gut anzusprechen,“ sagt Auer-Zotlöterer.
Vor allem in Deutschland fand das Produkt schnell Anklang. Ein nicht unerhebliches Kundensegment sei mit den verwendeten Zutaten aus der eigenen Familienküche bereits vertraut gewesen, wie die Expertin betont.
Mit dem Schritt aus der digitalen Welt in die Supermarktregale wandelte sich der virale Hype zur echten Modeerscheinung. „Dass dieser nicht vorübergehend blieb und sich die Dubai-Schokolade wohl zu einem „Klassiker“ entwickeln könnte, liegt daran, dass große Markenhersteller diese als neue Produktkategorie in ihr Angebot aufgenommen haben,“ meint Katharina Auer-Zotlöterer, Expertin auf dem Gebiet des Konsumsverhaltens.
Konsumenten fassten die Dubaischokolade von Beginn an als eigene Produktkategorie auf und nicht als „gefüllte Schokoladetafel“ und deswegen habe das Produkt laut Auer-Zotlöterer „echtes Potenzial für einen Klassiker“. Bis die Dubaischokolade also aus den Regalen verschwindet, könnte es also noch dauern.
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