Die Jagd nach Perfektion hat einen besorgniserregenden Höhepunkt erreicht. Wie unter anderem Ralf Hillebrand in seinem Artikel „Eine zu schöne neue Welt“, veröffentlicht am 13. November in den Salzburger Nachrichten, schreibt, fühlen sich immer mehr junge Menschen gezwungen, ihr Aussehen anzupassen. Sei es durch plastische Eingriffe, radikale Diäten oder extreme Modetrends. Das zunehmende Streben nach makelloser Schönheit spiegelt ein gesellschaftliches Ideal wider, das kaum zu erreichen ist und Jugendlichen enormen Druck aufbürdet.
Ein besonders alarmierendes Beispiel für solche unrealistischen Ideale ist das aktuelle Wiederaufleben des sogenannten Heroin Chic. Während dieses Ideal bereits in den 1990er Jahren heftige Kritik hervorrief, zeigen aktuelle Berichte, dass extrem schlanke Körper, Low‑Rise‑Jeans und knochige Silhouetten wieder Laufstege und Social Media dominieren. Dieses Revival wird unter anderem durch nostalgische Y2K‑Ästhetik befördert, also durch Mode- und Stilreferenzen aus den frühen 2000er-Jahren. Hier treffen extrem schlanke Körper auf denselben Druck, der Jugendliche auch zu plastischen Eingriffen oder radikalen Diäten treibt.
Hillebrand zufolge tragen vor allem soziale Medien dazu bei, dass der Wunsch nach dem perfekten Äußeren stetig wächst. Influencer und bearbeitete Bilder auf Plattformen wie TikTok und Instagram verstärken das Gefühl, dass nur bestimmte Körperformen akzeptabel sind – egal, ob durch OPs, extrem schlanke Models oder neue Modetrends. Durch die alltägliche Konfrontation mit bearbeiteten Bildern und inszenierten Momenten entsteht bei Jugendlichen der Eindruck: „Dies sei die Realität.“ Sie fühlen sich minderwertig, wenn sie diesen Idealen nicht entsprechen. Der Journalist betont, dass Influencer und Prominente eine entscheidende Rolle spielen, indem sie plastische Eingriffe als harmlose und effektive Möglichkeit zur Selbstverbesserung darstellen. Hier eine gemachte Nase, da ein bisschen Botox, ist doch nichts dabei!
„Dabei“ sei jedoch sehr wohl etwas, denn dass diese Eingriffe mit gesundheitlichen Risiken verbunden sind, werde oft verschwiegen. Besonders problematisch sei, dass Schönheitsideale oft einseitig auf äußere Merkmale wie makellose Haut oder schlanke Körper reduziert werden. Hillebrand argumentiert, dass solche toxischen Idealisierungen die Psyche junger Menschen belasten und sie in eine Abwärtsspirale aus Unsicherheit und Selbstzweifeln stürzen könnten.
Obwohl die Problematik unübersehbar ist, bleibt die Frage, ob Hillebrands Lösungsansätze ausreichen, um eine nachhaltige Veränderung zu bewirken. Er plädiert für mehr Aufklärung an Schulen, um Jugendlichen die manipulative Wirkung sozialer Medien bewusst zu machen. Dieser Vorschlag ist zweifellos sinnvoll, denn durch kritische Auseinandersetzung lernen junge Menschen, die Maskerade der digitalen Welt zu durchschauen. Workshops, in denen bearbeitete Fotos und Videos entlarvt werden, wären ein effektiver Ansatz, um falsche Ideale zu „entzaubern“.
Doch auch strengere Social-Media Gesetze wären ein Schritt in die richtige Richtung, wie sie Frankreich als Vorreiter eingeführt hat: Influencer sind dort verpflichtet, bearbeitete Bilder ausdrücklich zu kennzeichnen, ein Vorbild, das Nachahmung verdient.
Ein weiterer Vorschlag Hillebrands ist die Förderung von Diversität in den Medien. Diese Maßnahme ist besonders wertvoll, weil sie langfristig ein vielfältigeres Schönheitsbild auf die Beine stellen könnte. Denken wir an Kampagnen großer Modehäuser, die verstärkt auf Menschen mit verschiedenen Körpertypen und Hautfarben setzen. Solche Bilder haben die Kraft, ein Zeichen gegen die Einseitigkeit des Schönheitswahns zu setzen und Vielfalt als neues Ideal zu etablieren.
Liebe Leserinnen und Leser, wie sagen Sie sich, dass wahre Schönheit von innen kommt, um kurz darauf vor dem Spiegel an sich selbst zu zweifeln? Vor Pickeln und überschüssiger Haut, die „hier nicht hingehört“, vor einem Körper, der nicht dem Ideal entspricht? Es ist an der Zeit, diesen Schleier der Illusion zu lüften und Vielfalt zu feiern, denn die Wahrheit ist: Niemand besitzt diesen einen Körper. Es ist an der Zeit, Echtheit über Äußerlichkeiten zu stellen, und gemeinsam für eine Welt einzutreten, in der der Schein vom Sein abgelöst wird!
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Ein sehr gehaltvoller und interessanter Beitrag, den sich die Gesellschaft zu Herzen nehmen sollte! Solche Themen müssen gehört werden.
19 November 2025