Soldatinnen und Soldaten, die keinen Schmerz empfinden, keine Angst kennen und stärker, schneller und ausdauernder sind als alle anderen. Die perfekten Kampfmaschinen. Was nach dem Drehbuch eines Science-Fiction-Films klingt, könnte die Gen-Schere CRISPR bald zur Realität machen. Experten vermuten, dass Russland und Nordkorea, aber auch China und die USA in ihren Hinterzimmern bereits daran arbeiten.
Mit einer Gen-Schere, die den komplizierten Namen CRISPR/CAS9 trägt, lässt sich die DNA erstmals gezielt verändern. Sie kann Gendefekte punktgenau reparieren und gewünschte Gene gezielt einfügen. Erbkrankheiten wie Sichelzellenanämie, eine genetische Blutkrankheit oder vererbte Muskelschwäche lassen sich mit ihr heilen und Virus-Erkrankungen wie HIV verhindern.
Auch in der Landwirtschaft findet CRISPR bereits Anwendung. Molekularbiologen machen Pflanzen damit widerstandsfähiger gegen Pilze, Viren und Keime. Die Möglichkeiten der Gen-Schere wecken auch militärisches Interesse.
Die Idee des perfekten Soldaten ist nicht neu. Die USA experimentierten bereits im Kalten Krieg mit Möglichkeiten, die Leistungsfähigkeit der Soldaten zu steigern. Amphetamine sollten die Wachsamkeit und die Konzentration erhöhen, LSD die mentale Belastbarkeit verstärken. Bestimmte Verhörtechniken und Hypnose sollten absoluten Gehorsam erzwingen. So sollten Super-Soldaten entstehen und eine überlegene Eliteeinheit bilden. Ethische Bedenken blockierten bisher diese Forschungen. In einer immer stärker polarisierten Welt könnte sich das ändern.
„Durch die gezielte Veränderung von Genen könnten Soldaten Eigenschaften entwickeln, die sie stärker, schneller und widerstandsfähiger machen,“ so Johannes Ott von der österreichischen Bioethikkommission. Das würde ihnen einen genetischen Vorteil gegenüber allen anderen Soldaten verschaffen.
Schmerzunempfindlichkeit, gesteigerte Muskelleistung, verbesserte Sehkraft bei Nacht und eine erhöhte Immunität gegen Krankheiten wären nur der Anfang. Mit manipulierten Genen könnten Soldaten sich an alle Bedingungen anpassen. „Extreme Temperaturen, Sauerstoffmangel oder radioaktive Gebiete würden kein Hindernis mehr darstellen,“ sagt Ott. CRISPR könnte die Fiktion übermenschlicher Soldaten real machen.
Gelingt es, genetisch optimierte Soldaten zu schaffen, birgt das enorme Risiken. „Wenn die Technologie in die falschen Hände gerät, könnte sie nicht nur die Kriegsführung, sondern die gesamte geopolitische Landschaft verändern“, warnt Ott. Autoritäre Regime oder Terrorgruppen könnten die Gen-Schere missbrauchen und unabsehbaren Schaden anrichten.
Der Einsatz der Gen-Schere könnte ein neues Wettrüsten auslösen, vergleichbar mit der atomaren Aufrüstung im Kalten Krieg. Die USA werfen China bereits heute vor, Gen-Manipulation in der Verteidigungsforschung einzusetzen. Doch auch die USA selbst setzen bereits erste Schritte in diese Richtung. Die Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) arbeitet an der genetischen Veränderung roter Blutkörperchen. Sie soll die Immunabwehr der Soldaten in gefährlichen Gebieten verbessern. Forscher erwarten ähnliches von Russland und Nordkorea. „Ich will gar nicht wissen, womit Staaten schon heute in der Hinterkammer experimentieren“, sagt Ott.
CRISPR hat das Potenzial, die Kriegsführung grundlegend zu verändern. Die Möglichkeit, Soldaten genetisch zu optimieren, stellt die Welt vor ein ethisches, aber auch vor ein sicherheitspolitisches Dilemma. Klar ist: Fängt ein Staat mit der genetischen Aufrüstung an, ziehen andere nach. Gen-Soldaten könnten uns künftig nicht mehr nur in Science-Fiction-Filmen begegnen.
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Unglaublich. Mein Horizont wurde erweitert!
30 January 2025