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Mitarbeiter nur so gut wie die Zahlen? Aufregung bei Swarovski

Swarovski legt die Geschäftszahlen für das Jahr 2024 vor. Die sind erfreulich. Doch CEO Alexis Nasard überstrahlt sie mit einem Satz, der bei den Mitarbeitern hängen blieb: „You are what your numbers say you are.“ Darf ein Chef das sagen?
Anna-Katharina Patsch  •  24. März 2025 Redakteurin    Sterne  114
Alexis Nasard: „You are what your numbers say you are“ (Foto: Tobias Steinmaurer / picturedesk.com)
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Am 30. Januar fand in der Swarovski Firmenzentrale in Männedorf (Schweiz) eine Veranstaltung für alle Swarovski-Mitarbeiter statt. Beim „CEO Connect“ soll die Führung mit der Belegschaft in Kontakt treten. Der Konzern streamt die Rede über das Intranet, sodass alle Mitarbeiter die Ansprache verfolgen können. Die gewünschte Nähe kam im Januar jedoch kaum auf. In den letzten fünf Minuten seiner Rede über das vergangene Geschäftsjahr spricht Nasard aus, was für ihn zählt: Menschen sind, was ihre Zahlen über sie aussagen. Nicht mehr, nicht weniger.

Zitat oder Überzeugung: Dürfen Arbeitgeber so sprechen?

Als Quelle nennt Nasard das Buch Shoe Dog von Phil Knight, eine Art Gründerbibel für Nike-Fans. Dort steht ein ähnlicher Satz: „Running track gives you a fierce respect for numbers, because you are what your numbers say you are, nothing more, nothing less.“ Doch Nasard belässt es nicht beim Zitat. Er überträgt den Satz auf das gesamte Geschäftsleben: „In Business at every level – you are what your numbers say you are.” Rund 16.000 Mitarbeiter hören zu, ob diese Worte motivieren, bleibt fraglich.

Wissenschaftlich betrachtet wirkt eine so zahlenzentrierte Haltung eher demotivierend. Forschende sprechen vom Korrumpierungseffekt: Wer Menschen ausschließlich an Leistung misst, schwächt ihre innere Motivation. Wertschätzung, Kreativität und Loyalität bleiben auf der Strecke.

Auf Nachfrage von campus a verweist Swarovski auf das Buch und betont: Es handle sich um ein Zitat. Dennoch wiederholt Nasard den Satz sieben Mal in fünf Minuten und versieht ihn mit einem Nachsatz: „It’s harsh, but it’s true.“ 

Empörung in der Belegschaft

Die Reaktionen bleiben nicht aus. Besonders im Stammwerk Wattens wächst der Frust. Viele Mitarbeiter kämpfen dort seit Jahren um mehr Unterstützung, nun sollen sie sich mit einer kalten Botschaft abfinden. Interne Quellen berichten von Empörung nach der Ansprache. In der neuen Ausgabe des Mitarbeitermagazins Kristallklar äußert sich der Betriebsrat über das Aussortieren jener Mitarbeiter, die nicht genug performen oder schlechte Bewertungen bekommen. Jedoch sei das keine Neuigkeit: „Das wird uns in vielen Gesprächen auch so vermittelt und es wird auch entsprechend so gehandelt.“ 

Was bleibt vom Familienunternehmen?

Swarovski galt lange als Vorzeigebetrieb des österreichischen Unternehmertums. Handwerk, Tradition und das Versprechen „Ein Diamant für alle“ bildeten das Fundament des Erfolgs. Doch seit 2022 führt erstmals kein Familienmitglied das Unternehmen. Alexis Nasard steht nun an der Spitze, ein Wechsel, der nicht bei allen Teilen der Familie gut ankam.

Derzeit laufen, laut einem campus a vorliegenden Papier, Vorbereitungen für einen möglichen Börsengang im Jahr 2028. Swarovski reagiert auf entsprechende Anfragen zurückhaltend. Man wolle sich lediglich stärker an der Branche orientieren, heißt es. Der Fokus liegt offenbar klar auf Wachstum und Kommerzialisierung. Und auch Nasard lässt daran keinen Zweifel: „You are what your numbers say you are […] Keep it in mind and get me these numbers going.“

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