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Verkostung an der Uni Salzburg: Welche Mozartkugel ist besser?

Alt gegen neu: Im Rahmen eines Journalismus-Projektes verglichen elf Studierende der Kommunikationswissenschaft an der Universität Salzburg die bisher in Salzburg hergestellte „Echte Salzburger Mozartkugel“ mit dem Nachfolgeprodukt des Lebensmittelmultis Mondelez. Der hat die Marke übernommen und das Salzburger Werk geschlossen. Die Emotionen gingen angesichts dieser Kränkung der österreichischen Seele hoch, aber welche Kugel schmeckt besser?
Max Langer  •  28. April 2025 CvD    Sterne  526
Marzipan, Nougat und Schokolade: Die neue Mirabell-Mozartkugel startet mit ihrer Produktion in internationalen Konzernfabriken mit einem Image-Nachteil. Doch wie schmeckt sie eigentlich im Vergleich zu ihrer in Salzburg gefertigten Vorgängerin? (Foto: Shutterstock)
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Ein kleiner Hörsaal der Universität Salzburg, elf Studierende der Fachrichtung Kommunikationswissenschaft und 33 Mozartkugeln. Am Programm steht keine Vorlesung, sondern ein Projekt, das die Universität gemeinsam mit der campus a Akademie für Journalismus realisiert hat: Studierende bilden eine Redaktion und publizieren Beiträge im Online-Medium campus a der Akademie. Dieses Mal steht ein süßes Thema zur Bearbeitung an, in den „Fächern“ Text, Video und Fotografie.

Nachdem sich der multinationale Nahrungsmittelkonzern Mondelez die Marke Mirabell, bekannt für ihre „Echten Salzburger Mozartkugeln“, einverleibt und das Werk in Salzburg geschlossen hat, soll eine Blindverkostung zeigen, welche Kugel besser schmeckt. Die alte, die in Salzburg vom Band lief, oder die neue, die aus wechselnden, quer über die Welt verteilten Mondelez-Lebensmittelfabriken kommt? Letztere ist gerade erst im Handel angekommen.

Mit in der Auswahl ist auch die Mozartkugel der Salzburger Konditorei Fürst, die dank ihrer Herstellung in Salzburg nach alten Rezepten das Adjektiv „original“ nach wie vor im Namen führen darf. 

Gewichtsunterschied nicht merkbar

Der Aufbau der Verkostung: Die Augen mit einer schwarzen Maske verbunden bekommen die elf Testerinnen und Tester zunächst die neue Echte Mirabell Mozartkugel vorgelegt, die auf den Zusatz „Salzburger“ verzichten muss. Als zweite folgt die traditionsreiche Fürst-Kugel und schließlich die alte klassische Echte Salzburger Mirabell Mozartkugel.

Studentierende testen die neuen MozartkugelnNach den Kriterien Geschmack, Konsistenz und Süße kürte die Salzburg-Redaktion von campus a die beste Mozartkugel. (Foto: campus a)

Theoretisch wäre die neue Mirabell-Kugel trotz Blindverkostung identifizierbar. Sie ist etwas kleiner, ein Fall von Shrinkflation, denn der Preis ist gleichgeblieben. Doch so viel vorweg: Der Größenunterschied fällt den Testerinnen und Testern nicht auf. Die neue Kugel, die in ihrer Produktions- und Lieferkette Salzburger Charme durch Konzernlogik ersetzt, startet trotzdem mit Sympathienachteilen ins Rennen. Aber wie sieht es mit dem Geschmack aus. Sind überhaupt Unterschiede erkennbar?

Die Testerinnen und Tester können je Kugel bis zu zehn Punkte vergeben und tatsächlich zeigt sich am Ende ein relativ klares Bild. Die Siegerkugel erhält in Summe 80 von 110 möglichen Punkten. Die Zweitplatzierte folgt mit 72 Punkten. 66 Punkte erhält die am schlechtesten bewertete Kugel. Aber wer hat das Rennen gemacht?

Wie eine Mozartkugel schmecken soll

Für die Siegerkugel spricht vor allem das ausgewogene Verhältnis zwischen Marzipan-, Schokolade- und Nussgeschmack. „Diese Kugel schmeckt genauso, wie eine Mozartkugel schmecken soll“, so der Kommentar einer Studentin. Die zweitplatzierte Kugel kann in dieser Kategorie nicht mit, punktet aber beim Mundgefühl. Ihre Schokoladehülle bekommt gute Bewertungen als „besonders knackig“. Am Ende reicht es trotzdem nur für Platz zwei. Bei der dritten Kugel fallen das dominante Marzipan und die dünne Schokoladehülle störend auf. Zudem moniert die Jury einen leicht bitteren Geschmack, der für sie nicht zu einer Mozartkugel passt.

Überraschendes Ergebnis

Auch die Testerinnen und Tester erwarten das Ergebnis mit Spannung. Schließlich hat die Produktüberarbeitung durch Mondelez polarisiert. Zahlreiche Medienberichte haben österreichische Konsumenten ebenso wie Touristen hellhörig gemacht. Einzelne Süßwarenhändler haben die neue Kugel sogar aus dem Programm genommen, wie sie für diesen Beitrag gegenüber campus a erklärten.

Studierende schreiben Bewertung von 1-10Mit konstant guten Bewertungen setzte sich eine Kugel an die Spitze. Als einzige erhält sie einmal sogar die Bestnote 10. (Foto: campus a)

Nun geht die Jury davon aus, dass die handgemachte Fürst-Kugel als teuerste und traditionsreichste gewinnt, dahinter die altbewährte Echte Salzburger Mirabell-Kugel folgt und das neue geschrumpfte Produkt aus industrieller Fertigung abgeschlagen letzte wird.

Die Enthüllung von Platz drei überrascht dann allerdings. Denn am schlechtesten bewertet hat die Jury ausgerechnet die altehrwürdige Original Salzburger Mozartkugel von Fürst. Daran konnte auch deren prachtvolle Verpackung in blauem Glitzerpapier nichts ändern, die war nicht Teil der Bewertung.

Aber wer hat nun 72 Punkte und damit Platz zwei geholt? Im Finale stehen einander also die eigentlichen Konkurrenten gegenüber: die neue von Mirabell, die auch in neuer, tiefroter Papier-Verpackung daherkommt, und ihre Vorgängerin.

Die Echte Salzburger Mozartkugel, von der nur noch letzte Chargen im Handel zu finden sind, landet auf Platz zwei. „Ich hätte ihr diesen Sieg am Ende ihres Produktionszyklus´ gegönnt“, meint eine Testerin. Doch daraus wurde nichts. Tatsächlich sind alle Testerinnen und Tester verwundert, wen sie zum Sieger gekürt haben: Die neue Echte Mirabell Mozartkugel von Mondelez. Sie trifft die Erwartungshaltung und den Geschmack der Konsumenten offensichtlich am besten.

Konzerne wie Mondelez beschäftigen nicht zufällig tausende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Forschung und Entwicklung, darunter viele Produkttechnologen, die sich mit Geschmack, Konsistenz und Dingen wie Schmelzpunkten im Mund befassen. Auch bei der neuen Mirabell-Mozartkugel scheinen sie ganze Arbeit geleistet zu haben. Ob sie ihr die Seele genommen haben, ist eine philosophische Frage.

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