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Darmkrebsrisiko steigt bei jungen Menschen: Warum? Was tun?

Während Darmkrebs bisher vor allem die Generation 50plus traf, boomt er bei jungen Menschen, vor allem bei jungen Männern. Das sind die Gründe und diese fünf Dinge helfen, vorzubeugen.
Sophie Ritsch  •  12. Juni 2025 Volontärin    Sterne  22
Bei jungen Männern oft unterdiagnostizierrt, weil sie bisher nicht als Risikogruppe galten: Darmkrebs (Foto: Shutterstock)
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Die Ärzte waren sich sicher, es handelt sich um etwas Psychosomatisches. Beat Gharbi, ein sportlicher Wirtschaftsstudent, er wirkte immer gesund und agil. Die Ärzte nahmen seine Beschwerden nicht ernst. Acht Wochen später standen seine Angehörigen und Freunde um sein Grab. Ein tragisches Ereignis. Beats Diagnose kam zu spät, sie lautet Darmkrebs.

Beat Gharbis tragischer Tod ist kein Einzelfall. Dramen wie diese scheinen sich zu häufen. Während Darmkrebs bisher meist Altersgruppen ab 55 betroffen hat, zeigen Statistiken ein neues Bild: Junge Menschen sind zunehmend betroffen. Das ist in der internationalen Forschung, als auch in der klinischen Praxis deutlich zu erkennen. Eine österreichweite Studie, veröffentlicht im JAMA Network Open (2023), in der Forscher fast 300.000 Vorsorgekoloskopien analysiert haben, zeigt: Während bei den Altersgruppen über fünfzig die Darmkrebsrate durch regelmäßiges Screening deutlich zurückgeht, zeigt sich bei den jüngeren Generationen ein entgegengesetzter Trend. Vor allem bei Männern. Auch die Zahl der Vorstufen, etwa Adenome oder fortgeschrittene Adenome, nimmt in dieser Altersgruppe messbar zu. Woran liegt das und welche präventiven Maßnahmen können getroffen werden?

Wenn der Lebensstil krank macht

Die Gastroenterologin Monika Ferlitsch berichtet in einem Interview mit campus a von drei möglichen Ursachen für das zunehmende Darmkrebsrisiko bei jungen Menschen: Erstens, das späte Screening. Ein Großteil der Bevölkerung geht erst ab fünfzig Jahren zum Screening, somit bleiben frühe Anzeichen und Erkrankungen meist unentdeckt. Besonders problematisch sind genetisch vererbbare Darmkrebssyndrome. Die sind zwar mit 5 Prozent selten, aber meist unterdiagnostiziert.

Der größte Faktor ist die Veränderung des Lebensstils, dazu gehören schlechte Ernährung, mangelnde Bewegung und Übergewicht.

Für die Entzündungsprozesse im Körper ist das Mikrobiom verantwortlich. Zu viel Fleisch, zu viele einfache Kohlenhydrate, sowie zu viele verarbeitete und fettreiche Stoffe führen zu einer Mikrobiomveränderung und erhöhen die Entzündungsprozesse im Körper. Das kann die Darmkrebsbildung begünstigen. Auch Rauchen und Alkoholkonsum spielen eine Rolle, wobei vor allem Alkoholkonsum in den jüngeren Generationen wieder rückläufig ist.

Die goldenen Regeln

Was können junge Menschen tun um das Darmkrebsrisiko zu senken und gesund zu bleiben? Diese fünf Dinge helfen:

+ Mache eine Runde Sport, statt stundenlang vor der Konsole zu sitzen.

+ Tausche Red Bull gegen Kaffee, um unnötigen Zucker und Zusatzstoffe zu vermeiden.

+ Verzichte auf rotes Fleisch, vor allem in verarbeiteter Form.

+ Ersetze Weizennudeln durch Vollkornnudeln, für mehr Ballaststoffe.

+ Und wie wärs beim nächsten Barbesuch mit einem Mocktail statt einem Cocktail?

Körperlich aktiv bleiben, sich viel draußen aufhalten und auf eine natürliche, ausgewogene Ernährung achten, darum geht es. Ferlitsch rät, den Fleischkonsum bei maximal ein- bis zweimal pro Woche zu halten, den Konsum von gesättigten Fettsäuren in Grenzen zu halten und möglichst viele natürliche Lebensmittel in die Ernährung einzubauen. Das bedeute nicht, auf alles verzichten zu müssen, sagt sie. Es geht um eine gesunde Balance, entscheidend ist die Grundhaltung.

Mediziner empfehlen ein regelmäßiges Darmkrebsscreening ab 45 Jahren. Wer familiär vorbelastet ist, sollte schon ab 40 oder 10 Jahre vor dem Erkrankungsalter des Angehörigen zur Vorsorge gehen. Stellen Ärzte ein genetisches Darmkrebssyndrom bei Angehörigen fest, empfiehlt sich eine genetische Testung.

Gesundheitsförderung durch Politik und Schulen

Auch Politik und Schulen können einen Beitrag leisten. Schulen können etwa durch mediterrane Küche, in den Schulkantinen die gesunde Ernährung der Schüler fördern. Weg von Großküchenessen mit viel Zucker und vielen Zusatzstoffen, hin zu natürlichen, ausgewogenen Mahlzeiten. Auch das Einbauen von grundlegenden Informationen in den Unterricht, oder sogar ein eigenes Fach wie „Gesundheit“ oder „Ernährung“, verpflichtend in allen Schulen, wäre ein Schritt um Kinder von klein an zu schützen.

Dazu kommt die Bewegungsförderung. „Die tägliche Sportstunde wäre großartig“, so Ferlitsch.

Bewusstsein ist wichtig

Eine Studie, veröffentlicht 2024 im Fachmagazin CA: A Cancer Journal for Clinicals zeigt: Im Jahr 2019 hätten sich rund 40 Prozent der Krebserkrankungen durch eine gesündere Lebensweise vermeiden lassen. Das macht deutlich wie wichtig es ist, sich zu informieren und auf die Gesundheit zu achten. Positiv ist: Es ist einfach, die vorbeugenden Maßnahmen umzusetzen und das persönliche Risiko selbst zu minimieren.


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