Der Lipoprotein(a)-Wert ist ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, der genetisch verankert ist und somit nicht durch Veränderungen des Lebensstils beeinflussbar ist. Genau das macht ihn so gefährlich. Bisher gibt es keine Möglichkeit, den Wert zu senken. Eine klinische Studie mit dem Titel „ACCLAIM‑Lp(a)“ untersucht, ob mit dem Wirkstoff Lepodisiran bei Menschen mit erhöhtem Lp(a)-Wert das Risiko für Herzinfakte und Schlaganfälle gesenkt werden kann. Mit den Ergebnissen der Studie könnte sich alles verändern. Aber was steckt dahinter?
Lipoprotein(a), abgekürzt Lp(a), ist ein fetteiweis Kügelchen das dem LDL- Cholesterin sehr ähnlich ist. Es besteht aus LDL-Cholesterin und einem zusätzlichen Protein, Apolipoprotein(a). 90 Prozent des Werts sind genetisch fixiert erklärt der Internist und Präventivmediziner Johannes Scholl in dem Podcast „die Diagnose“.
20 Prozent der Menschen haben einen erhöhten Lp(a) Wert. Ist der LDL-Cholesterin Wert bei Betroffenen ebenso erhöht, kommt es zu einer 80-prozentigen Risikosteigerung für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, so Scholl.
Die einzige Möglichkeit zur Minimierung des Risikos bis jetzt: alle anderen Werte optimieren.
Die Studie befindet sich gerade in Phase 3. Bei Phase-3-Studien handelt es sich um die letzte große Studie vor der Markteinführung, erklärt Scholl. Die Forschenden rechnen mit Ergebnissen ab 2027. Das amerikanische Pharmaunternehmen Eli Lilly and Company leitet und sponsert die Studie. Forschungszentren auf der ganzen Welt beteiligen sich.
Bei der ACCLAIM‑Lp(a) Studie handelt sich um eine doppelblinde, Placebo kontrollierte Studie, gibt die Universität Heidelberg bekannt. Das bedeutet: weder Ärzte, noch Patienten wissen wer echte und wer Scheinmedikamente bekommt. Das wird gemacht, um eine Verzerrung der Ergebnisse durch Erwartungen oder Vorurteile zu verhindern. Die Gruppen werden zufällig eingeteilt.
Zweck der Studie: „Beurteilung der Wirksamkeit von Lepodisiran bei der Reduzierung des kardiovaskulären Risikos bei Teilnehmenden mit hohem Lipoprotein(a), die eine kardiovaskuläre Erkrankung haben oder bei denen das Risiko eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls besteht“ heißt es auf der Seite von Eli Lilly and Company. Kurz gesagt: die effektive Wirkung des Medikaments wird bestätigt.
Das Studienmedikament wird ins Fettgewebe direkt unter die Haut gespritzt. Aktuell werden noch Patienten für Phase 3 der Studie rekrutiert. Insgesamt werden in der ACCLAIM-Lp(a) Studie 12.500 Teilnehmer weltweit aufgenommen, berichtet die Universität Heidelberg.
Die Studie untersucht den Wirkstoff Lepodisiran. Dabei handelt es sich um ein siRNA-Molekül (small interfering RNA), das die Produktion von Apolipoprotein(a) in der Leber hemmt und somit zu einem niedrigeren Lp(a) Wert führt. Das Pharmaunternehmen Eli Lilly hat Lepodisiran entwickelt.
Die Phase 2 Studie ALPACA zeigte Bereits eine deutliche Reduktion des Lp(a)-Spiegels nach einer einmaligen Injektion. Die Besonderheit von Lepodisiran: die lang anhaltende Wirkung. Studien zeigen, dass nach fast einem Jahr die Wirkung immer noch deutlich messbar war. Mit einer Dosis von 608mg kann der Lp(a) Wert um 94 Prozent gesenkt werden. Außerdem soll Lepodisiran gut verträglich sein.
Die ACCLAIM‑Lp(a) Studie ist nicht die einzige Phase 3 Studie. „Neben Lepodisiran von Eli Lilly werden mit Olpasiran von Amgen und Zerlasiran von Silence Therapeutics zwei weitere siRNA-Moleküle mit dem gleichen Wirkansatz entwickelt. Auch das Antisense-Oligonukleotid Pelacarsen von Novartis hemmt die Apolipoprotein(a)-Produktion und somit diejenige von Lp(a)“, berichtet Dirk Einecke in einem Beitrag der Fachzeitschrift CardioVasc.
Die Studie ist vielversprechend und wäre ein großer Fortschritt für die Herz-Kreislauf-Prävention weltweit.
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